Die Leichtathletik-Abteilung ist als eigenständige Abteilung nach dem Fußball die zweitälteste Abteilung im Turn und Sportverein Chlodwig Zülpich (TuS). Leichtathletische Disziplinen wurden allerdings im Turnverein schon vor der Gründung der ersten Fußballmannschaft betrieben.
Das historische Gründungsdatum für organisierte Leichtathletik in Deutschland ist der 29.01.1898. Damals wurde die Deutsche Sportbehörde für Athletik in Berlin gegründet. Den Turnverein Zülpich gab es zu diesem Zeitpunkt schon seit 1893. Die drei Grundsportarten Laufen, Werfen und Springen wurden schon vor der Gründung des Athletik-Verbandes von den Mitgliedern des Turnvereins und nach dessen Gründung auch von den Mitgliedern der DJK Chlodwig Zülpich betrieben. Das läßt sich mit Zeitungsausschnitten glaubhaft nachweisen.
Heute kann niemand mehr genau sagen, was man sich unter einem Schnursprunggestell vorstellen kann. Nehmen wir aber an, dass es sich um zwei Ständer mit einer darüber gespannten Schnur handelt, dann ist es doch beachtlich, dass es am Dreikönigstag 1894 schon Turner in Zülpich gab, "denen es ein leichtes war, 1,75 m hoch zu springen", (Zitat aus der Zülpicher Zeitung) und das in einem Ballsaal (eher ohne als mit Mattenhügel).
Oder ein Zitat aus dem Zülpicher Anzeiger vom Mai 1895: "Vom Turnfest in Pier bei Düren, welches am Sonntag, dem 26. Mai 1895 stattfand, und an dem 30 Vereine teilnahmen, kehrten die Mitglieder des Zülpicher Turnvereins mit 3 Preisen zurück. Unter anderem hatte August Steeg, den 2. Platz im Weithoch- und Hochsprung errungen.".
Neben den Sprungübungen der Turner in der Anfangszeit der Leichtathletik tauchen schon 1911 Berichte über Wald- und Geländeläufe auf. Mit Bandmaß und Stoppuhr geht es in den 20-er Jahren los. Mit Sicherheit ist die Zeitmessung von 1920 nicht mit der heutigen elektronischen Meßtechnik zu vergleichen. Aber im Umkehrschluß hatten die Sportanlagen anno 1920 auch nicht die Qualität der heutigen Hochleistungskunststoffbeläge.
In den 20er bis Anfang der 30er Jahre hatte die Leichtathletik in Zülpich eine regelrechte Blütezeit. Es dauerte Jahrzehnte bis der Vereinsrekord von 11,0 Sec über 100 m, aufgestellt 1927 durch Josef Dederichs, verbessert wurde. Aber auch die 6,68 m im Weitsprung von Hans Hoff aus dem Jahr 1932, 11,1 Sec über 100 m von Fritz Maus in 1934 oder 1,75 m im Hochsprung von Josef Schüller sind Leistungen, die auch heute, trotz besserer Anlagen, nicht alle Tage erzielt werden.
Nach dem 2. Weltkrieg, als in Deutschland noch alles am Boden lag, wurde am 12.11.1949 in München der Deutsche-Leichtathletik-Verband als Nachfolgeorganisation der Deutschen Sportbehörde für Athletik gegründet. Seither wird die Leichtathletik nach den Regeln und Bestimmungen des DLV bzw. der IAAF (International Amateur Athletic Federation) durchgeführt. Mit z.Zt. 250 Mitgliedern ist der TuS an den rund 900.000 Mitgliedern des DLV beteiligt.
Schon Mitte der 50-er Jahre hatte die Leichtathletik im TuS Chlodwig Zülpich wieder einen hohen Stellenwert. Leichtathletiktrainer Schober hatte eine willige und leistungsstarke Schar junger Menschen um sich versammelt die im Kreis Euskirchen "ganz schön mitmischen konnte". Am 25.08.1957 fand zur Zeit des Vereinsvorsitzenden Karl Esser auf der damals neu angelegten Sportanlage am Kettenweg ein großes Internationales Leichtathletik Sportfest statt. Sportlerinnen und Sportler vieler Nationalitäten, die auf dem Weg zu den Studentenweltmeisterschaf-ten in Paris waren, machten in Zülpich halt. Unter anderen Top-Ergebnissen sprang der damalige Deutsche Meister im Stabhochsprung, Klaus Lehnertz vom Solinger LC, auf einem Sprunghügel aus Sägemehl mit einem Alu-Stab 3,90 m hoch.
Als Leichtathletiktrainer Schober Ende der 50er Jahre wegen beruflicher Veränderung von Zülpich wegzog, fiel die Leichtathletikgruppe zunächst nach und nach auseinander. Aber schon auf der Jahreshauptversammlung 1961 wurde die Leichtathletik wiederbelebt. Josef Dederichs übernahm es, die Abteilung neu aufzubauen. Mit Fritz Maus und Josef Schüller bildete er auch ein erfahrenes Kampfrichtertrio, welches über die Kreisgrenzen hinaus bekannt war. Theo Balas, ein ehemals Aktiver aus der Gruppe von Trainer Schober, stellte sich als erster Übungsleiter zur Verfügung und begann wieder mit dem Training.
Kontinuierlich hat sich die Leichtathletik-Abteilung des TuS seither weiterentwickelt. Aus einer "Hand voll Aktiven" ist in den Jahren von 1961 bis Heute eine Abteilung mit 200 – 250 Mitgliedern geworden. Das Spektrum reicht von Eltern mit Kind-Gruppen über Wettkampfsport im Schüler-, Jugendlichen-, Erwachsenen- und Seniorenbereich bis hin zu Trendsportarten wie Nordic-Walking. Aus Anlaß des 100-jährigen Vereinsjubiläums wurde unserer Abteilung vom Westdeutschen-Leichtathletik-Verband die Ausrichtung der Westdeutschen Straßenlaufmeisterschaften 1996 übertragen. Knapp 500 Läuferinnen und Läufer aus den Landesverbänden Rheinland, Nordrhein und Westfalen liefen in Zülpich um den Titel eines Westdeutschen Meisters im Halbmarathonlauf.
Schon Tradition sind die Zülpicher Chlodwigläufe, die am 3. Sonntag im April ausgetragen werden. Beim 3. Chlodwiglauf 2007 erreichten 1.045 Läuferinnen und Läufer das Ziel. Ein weiteres Highlight war die Wiedereröffnung des umgebauten Stadions am 09.09.2006 mit dem Weltrekord im 1-Stunden-Mannschaftssiebenkampf der Frauen durch das Leichtathletik Team der DeutschenSportHochSchule Köln. Barbara Gähling, Kerstin Heinen und Kerstin Ducke absolvierten den 7-Kampf der Frauen in einer Stunde und erreichten als Mannschaft 13.890 Punkte. Die Einzelwertung bei dieser Veranstaltung ging an Natascha Rother TSV Bayer 04 Leverkusen, die 4.955 Punkte erzielte.