Das Sportfest in Troisdorf Ende April sollte der Einstieg in das erste Abenteuer einer Seniorenweltmeisterschaft für Heinrich Latz sein. Etwa 30m nach dem Start des 100m-Laufs gegen starke nationale Konkurrenz in seiner Altersklasse störte ein Riss der Adduktorenmuskulatur diese Pläne. Nun war für mehrere Wochen kein Lauftraining mehr möglich, bevor wieder mit einem vorsichtigen Athletik- und Rehatraining begonnen werden konnte. An diese mehrwöchige Pause schloss sich nahtlos eine Covid-19-Infektion an. Wenn auch der Krankheitsverlauf nicht schwerwiegend war, die Tests wollten einfach nicht positiv werden. Nach Wiederaufnahme des Trainings gab es zunächst viel Frust und Enttäuschung, da von der guten Form des Frühjahrs nichts mehr zu spüren war.

Weit weg von der Bestform musste die Reise nach Tampere mit PKW und Fähre in Begleitung des Trainingspartners Dr. Ernst Slany angetreten werden. Dort wurden die 4600 Athleten von hochsommerlichem Wetter und einem Chaos in der Registration und Meldung empfangen. Nach dem  Aufwärmprogramm für den 100m-Vorlauf erfuhren die Beiden, dass sie nicht auf der Startliste berücksichtigt  sind und ein Start im Kurzsprint nicht möglich ist. Dieser Umstand wurde positiv genutzt: Das höhere Verletzungsrisiko über die 100m entfiel und es konnten noch einige Tage zur Vorbereitung genutzt werden.

Am 2.7.22 fand der 200m-Vorlauf statt. Heinrich erreichte bei +0,7m/s Rückenwind mit 29,74s den 3. Platz und qualifizierte sich für das Semifinale am 3.7.22. In diesem Lauf beeinträchtigte ein Gegenwind von -1,9m/s die Leistungen. Mit einem 6. Platz in 30,25s konnte der 11. Platz in der Gesamtwertung über 200m erreicht werden. Über die Stadionrunde fanden die Vorläufe über 400m am 5.7.22 statt. Heinrich erreichte in 71,40s auf dem 3. Platz das Semifinale am drauffolgenden Tag. Dieser Wettkampf fand in strömendem Regen statt. Die gesamte Tartanbahn war eine einzige große Pfütze mit Gegenwind auf der Zielgeraden. Die Durchgangszeit bei 200m war in 32s recht flott, die letzten Meter waren durch die Wetterbedingungen hart, so dass die Zeit von 69,20s auf Platz 5 und Rang 9 der Gesamtwertung in Anbetracht aller Umstände eine starke Leistung darstellte, auch wenn das Finale knapp verpasst wurde. Es verblieb eine größere Zeitspanne für die Regeneration auf das große Ziel des Staffelwettbewerbs.

Staffeln sind der einzige direkte Mannschaftswettkampf in der Leichtathletik. Das Team und das Wir-Gefühl steht im Vordergrund. Um den überragenden Weltmeister über die 400m Karl Dorschner gruppierten sich drei weitere etwa gleich starke Läufer: Zygmunt Bogdan lief mutig und schnell an und sorgte bereits für einen klaren Vorsprung, den Gert Brenner weiter ausbauen konnte. Heinrich Latz übernahm den Stab und vergrößerte ihn in einem kontrollierten lockeren Lauf bis zur Stabübergabe auf Karl Dorschner, der den Sieg in gewohnt souveränem Stil mit 4:33,88min mit 9 Sekunden Vorsprung vor den USA ins Ziel brachte. Die Überlegenheit dieser Staffel wurde vom Publikum mit großem Beifall honoriert von den Konkurrenten neidlos anerkannt.

Trotz aller Widrigkeiten konnte Heinrich Latz seinen Traum einer Medaille in der 4 x 400m-Staffel Wirklichkeit werden lassen. Der Kreis vom Rotstift als Lehrer und Schuldirektor des Hermann-Josef-Kollegs in Steinfeld zur Goldmedaille als Staffelläufer über 4 x 400m für Deutschland ist geschlossen. Neue Herausforderungen werden sich in der Laufbahn dieses Seniorenathleten auftun und erfolgreich gelöst werden. 

Herzlichen Glückwunsch Heinrich, wir sind sehr stolz auf Dich!

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